Vor einiger Zeit bekam ich eine Interviewanfrage zu unserem Blog: Eine junge Journalistik Studentin interessierte sich, im Zuge ihrer Semesterarbeit zum Thema Online Journalismus, für unsere Arbeit im Bereich Upcycling. Ihr Ziel war es ein Thema zu bearbeiten, dass momentan im Internet sehr viral und beliebt ist.
Einige Wochen nach unserem Gespräch sendete sie mir ihren fertigen Artikel zu. Ihr Text erklärt sehr informativ und kompakt, das sehr facettenreiche Thema Upcycling. Eigentlich perfekt für unseren Blog, dachte ich mir und fragte sie an, ob ihr Artikel bei uns erscheinen darf. Zu unserer Freude willigte sie ein.
Hier könnt ihr den Beitrag von unserer Gastautorin Sofia Schulz lesen:
Wenn aus unbrauchbaren Dingen mit viel Kreativität etwas Neues und Einfallsreiches entsteht, dann nennt man das Upcycling. Upcycling ist in Ländern, in denen Ressourcen knapp sind, nichts Neues. Es ist Alltag mit dem zu haushalten, was man besitzt. Es wird nichts einfach weggeworfen. Und genau da setzt Upcycling an: Wir alle sollen umdenken und genau überlegen, was da tatsächlich in unsere Mülltonne wandert.
Upcycling vs. Recycling
Der Unterschied zum Recycling ist einfach: die Qualität des vermeintlichen „Mülls“ wird auf- statt abgewertet. Außerdem wird der vorhandene Stoff zu 100% wiederverwendet. Recycling wird oft auch Downcycling genannt, weil die Rohstoffe an Wert verlieren. Es werden außerdem sehr viel Energie und
große Maschinen zum Recyceln benötigt, was unsere Umwelt wieder belastet. Upcycling bedeutet hingegen eine Menge Handarbeit. Das hat es auch gemeinsam mit Do-it-yourself, denn jeder kann mitmachen!Wiederverwertung @home
Einen Upcycling und Do-it-yourself Blog betreibt auch die Initiative youngcaritas. Matthias Mohler ist Blogmanager und gleichzeitig Autor der Artikel auf der Website. Zusammen mit einigen Kollegen arbeitet er an immer neuen Ideen, die zum Teil auch von außerhalb kommen. Matthias sieht es als seine Aufgabe, die Anleitungen so genau und gleichzeitig so einfach wie möglich zu gestalten. „Wir wollen den Leuten Ideen geben und zeigen, was möglich ist.“, so Matthias Mohler. „Viele Materialien haben auch nach ihrer eigentlichen Benutzung noch ihren Wert und werden oft unterschätzt.“
Der Titel und Slogan der Website kommt nicht von ungefähr. Den Autoren ist es wichtig, dass jeder die Produkte selbst nachmachen kann. „Als wir uns das Konzept überlegt haben ist uns aufgefallen, dass auf anderen Seiten wirklich wahnsinnig coole Dinge sind – aber die sind für Profis und dauern zum Teil Wochen.“, erklärt Matthias. „Unsere Sachen kann man auch als Normalsterblicher einfach nachmachen. Das war uns ganz wichtig.“
Der Blog erklärt zum Beispiel, wie man eine ausrangierte Jeans zu einer Tasche umwandelt, oder wie eine leere Müslipackung zum Osternest wird. Die Aufmerksamkeit liegt auf allem, was wir im Alltag als Abfall bezeichnen.Upcycling Deluxe
Wer seine handwerklichen Grenzen erreicht hat, muss nicht aufhören upzucyceln. Hier hilft Stefan Korn gerne weiter. Er ist Betreiber eines Upcycling Onlineshops und erklärt: „Wir haben mittlerweile ein großes Sortiment gestaltet von 50 Designern und vielen Ökosozialen Kooperativen auf der ganzen Welt. Wir arbeiten außerdem mit Behindertenwerkstätten zusammen.“ Eine Kooperation hat Upcycling DELUXE beispielsweise mit einer Frauenkooperative aus Bangladesch. Die Frauen stellen dort Taschen aus alten Zementsäcken her.
Hier geht Upcycling über den eigenen Hausabfall hinaus: Es muss nicht alles gebraucht sein, damit es upgecycelt werden kann. Auch neue Produkte, die ihre eigene Aufgabe aufgrund von Mängeln nicht erfüllen können, bekommen eine zweite Chance: „Letzthin haben wir Airbags mit einem kleinen Defekt bekommen. Natürlich kann man die nicht mehr in ein Auto einbauen, aber sie sind fabrikneu – und würden normalerweise entsorgt werden. Wir haben herausgefunden, dass sie wasserdicht sind. Unsere Designer hatten sofort eine Idee. Jetzt sind es Regencapes!“ freut sich Stefan Korn.
Von Sonnenhüten aus Kaffesäcken über Lampen aus alten Ölfässern bis hin zu Schreibblöcken aus Elefantenkacke – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
Die große Schwierigkeit ist die Vorarbeit. Im Normalfall wird das Material passend zum Produkt ausgewählt. Beim Upcycling ist es genau andersherum. Die Designer arbeiten mit vermeintlichen Abfällen und benötigen eine Menge Phantasie, um wirklich etwas Praktisches daraus zu fertigen. Das ist auch der Anspruch, den sie an sich selbst haben. „Wir würden nie etwas verkaufen, das total sinnlos und nutzlos ist und auch noch scheiße aussieht, nur weil es einen guten Zweck unterstützt. Uns ist sehr wichtig, dass unsere Produkte cool und brauchbar sind. Das Gute passiert nebenbei und die Nachhaltigkeit gibt’s sozusagen inklusive.“, unterstreicht Stefan Korn.
Egal ob Blogger oder Online Händler, beide verfolgen das gleiche Ziel: unsere Wegwerfgesellschaft bekämpfen. Natürlich muss jeder für sich entscheiden, ob er eine billige Laptoptasche aus der Massenproduktion kauft, oder vielleicht doch ein wiederverwertetes Produkt, das unsere Ressourcen schont, nachhaltig ist und obendrein noch eine Geschichte hat. Wer kann schon von sich behaupten auf Blöcken aus Elefantenkacke zu schreiben?Eins ist klar: Der Trend geht in Richtung Nachhaltigkeitsbewusstsein. Unsere Gesellschaft denkt um. Und vielleicht überlegen wir demnächst zweimal, ob wir die Cornflakespackung oder den Tetrapack wegwerfen. Vielleicht können wir daraus ja doch noch etwas Wertvolles zaubern…?
Autorin: Sofia Schulz
Quellen: 1. Protagonist Matthias Mohler 2. Protagonist Stefan Korn
https://www.upcycling-diy.de http://www.upcycling-deluxe.com http://misszuckerguss.blogspot.de/ http://upcycling-fashion.com/
Bilder: Matthias Mohler und Stefan Korn, Pressebilder Rechte zugesichert